Der Gesundheitsdschungel ist mittlerweile echt unübersichtlich geworden. Es scheint, dass früher alles leichter war. Der Arzt war der „Gott in Weiß“. Er hat die Entscheidungen getroffen und der Patient hat dem Folge geleistet. Doch das hat sich gewandelt. Der Patient entscheidet mittlerweile sehr viel mit. Diagnosen ändern jedoch teilweise das Leben von jetzt auf gleich und dann soll man auch noch Entscheidungen treffen. Es muss oft eine Behandlung her und zwar recht schnell. Und zack sind sie da, die vielen Fragen im Kopf, die Überforderung und die Hauptfrage, was mache ich nun? Dr. med. Michael de Ridder will hier Abhilfe schaffen. Er will den Patienten an die Hand nehmen und ihm neue Wege aufzeigen, um selbstbestimmt Entscheidungen treffen zu können.
(enthält Werbung) Bereits in der Einführung wird klar, wohin die Reise mit diesem Buch gehen soll. Dr. med. Michael de Ridder kennt beide Seiten. Durch seine Tätigkeiten als Arzt weiß er, wie es auf dieser Seite aussieht. Doch er musste leider auch die Patientenseite kennenlernen. Und auch dort hat er seine Erfahrungen gesammelt, die er mit diesem Buch weitergeben will.
Der Patient wird, finde ich, nach und nach durch die Arztwelt geführt. Er erfährt, warum Prävention so wichtig ist, was ein wirklicher medizinischer Notfall ist, was Patientenrechte sind, was bei ärztlichem Fehlverhalten und Behandlungsfehlern zu tun ist und was es unter anderem mit der elektronischen Patientenakte (ePA) auf sich hat.
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch. Meiner Meinung nach bleibt der Autor sehr viel auf der Arztseite und spricht dort alle relevanten Themen an.
Folgendes ist mir aufgefallen: Kapitel 13 trägt beispielsweise die reißerische Überschrift „Nahrungsergänzungsmittel - fragen sie nicht Ihren Apotheker!“. Der Autor hat in der Apotheke seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Diese jedoch, für alle über einen Kamm zu scheren, finde ich hier nicht richtig. Natürlich sind Zusatzverkäufe wichtig für die Apotheker. Doch es wird auch, meiner Erfahrung nach, sehr umfangreich dazu beraten (und es werden auch Tests angeboten, um überhaupt einen Mangel aufdecken zu können). Auf Bluttests verweist der Autor und erfahrene Arzt nicht. Er sieht Nahrungsergänzungsmittel einfach nur als riesige Einnahmequelle für die milliardenschwere Industrie. Das ist wirklich schade, denn schon kleine Dinge, wie ein weit verbreiteter Vitamin-D-Mangel wären hier ideal gewesen, um das Thema fundiert aufzugreifen.
Fazit:
Wer einen kleinen Blick hinter unser Gesundheitswesen und den Ärztealltag inklusive etlicher Fallbeispiele des Autors werfen will, ist mit dem Buch gut bedient. Doch einen wirklichen Patientenwegweiser, wie auf dem Titel geschrieben, kann ich hier nicht erkennen.
Positiv ist mir im Kapitel 10 „Woran erkenne ich einen »guten« Arzt“ aufgefallen, dass es 10 klar formulierte Fragen für Patienten gibt, die sie bei einer Diagnosestellung direkt fragen können, um Entscheidungen treffen zu können. Diese können im Arzt-Patienten-Gespräch tatsächlich sehr wichtig und hilfreich sein.
Dr. med. Michael de Ridder, Der Patientenwegweiser: Kompetent und selbstbestimmt durch den Gesundheitsdschungel- Von Alternativmedizin bis elektronische Patientenakte, broschiert, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN: 978-3421070388
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